Weihnachtswünsche mal ganz anders Die Volkshilfe lässt Kinder  wieder ans Christkind glauben

 

 

Der Tanz ins Weihnachtsglück gelingt nicht jedem. 120.000 Menschen in Wien sind auf soziale Unterstützungen angewiesen. Besonders zu Weihnachten ist dieses Schicksal schwer zu verkraften.  

 

Glitzernde Auslagen, bunt geschmückte Straßen, der Geruch von Punsch und Lebkuchen. Die Weihnachtszeit in Wien ist angebrochen. Für viele Familien ist diese Zeit jedoch alles andere als besinnlich und glücklich. Die vielen schönen Lockangebote in den glitzernden Schaufensterauslagen lassen so manchen warm ums Herz werden, jedoch nicht für ca. 120.000 Menschen in Wien, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen und in der Armutsfalle gefangen sind. 

Für Frau S. ist es immer wieder ein unangenehmes Unterfangen, wenn sie an den weihnachtlich dekorierten Einkaufsgeschäften vorbeigehen muss. Jedes Jahr zur gleichen Zeit muss sie sich die Frage stellen, wie sie ihre Familie am Ende des Jahres durch die Weihnachtszeit bringen kann, ohne auf Geschenke und Co. verzichten zu müssen. Frau S. lebt mit ihrer Familie in Döbling, dem Nobelbezirk in Wien, bekannt für seine Prachtvillen und den Wohlstandsfamilien. Frau S. haust zusammen mit ihrem 7 Jährigen Sohn und ihrem Mann in einer drei Zimmer-Gemeindewohnung in der Nähe des Döblinger Gürtels. „Doch Armut geht über alle Bezirksgrenzen hinaus“, so Thomas Mader, Obmann der Volkshilfe Döbling, „Wir haben allein in Döbling 150 Fälle, die am Rande des existentiellen Aus leben“. Die Menschen kommen aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten: Egal ob Hochschulakademiker, oder einfacher Arbeiter, niemand ist vor der Armutsfalle geschützt.

 

Armut geht über alle Bezirksgrenzen hinaus

 

Die Volkshilfe ist ein Wohlfahrtsverein, mit 1400 Mitarbeitern in Wien, die ehrenamtlich notleidige Menschen unter die Arme greifen, und sie auf ihrem Weg in ein normales Leben begleiten. Die Volkshilfe Döbling steht mit ihrer Hilfeleistung auch der Familie von Frau S zur Seite. Ihr Mann hat vor zwei Jahren in seiner Firma seinen Job verloren, und ist nun arbeitslos. Mit Mühe schaffen sie es ohne Minus am Ende des Monats über die Runden zu kommen. Auch wenn Familie S. Mindestsicherung, Wohnbeihilfe, Heizkostenzuschuss etc. bezieht, deckt das noch lange nicht die Ausgaben ab, die die Familien in Monat tätigen muss. „Diese Menschen kommen dann zu mir, und konfrontieren mich mit der Tatsache, dass sie sich keine Lebensmittel mehr leisten können. Am Ende des Monats bleibt dann kein Geld mehr übrig“, stellt Thomas Mader fest. 

 

Am schlimmsten trifft es die Kinder

 

Zur Volkshilfe kommen Menschen aus unterschiedlichsten Verhältnissen. Es handelt sich dabei um Einpersonenhaushalte, Familien und vor allem alleinerziehende Mütter. Meistens bleibt die verlassene Ehefrau mit den Kindern alleine zurück. „Uns ist aufgefallen, dass dieses Phänomen verstärkt im Zuge der Wirtschaftskrise aufgekommen ist. Viele Frauen können ihre finanzielle Situation alleine nicht mehr bewältigen, und kommen dann zu uns. Am schlimmsten trifft es hier die Kinder“, erläutert Thomas Mader. 

 

Die Volkshilfe Döbling hat sich in ihrer Tätigkeit besonders Familien mit minderjährigen Kindern verschrieben. 50% aller eingenommenen Spenden gehen direkt an die Familien. „Kinder können nichts dafür, dass die gesamte Familie in eine finanzielle Krise gestürzt ist. Daher ist es umso wichtiger, ein Hauptaugenmerk auf diese zu legen“, betont Thomas Mader. So hat auch Frau S. um die Hilfe der Volkshilfe angesucht. Über einen Artikel in einer Bezirkszeitung und über ein Aushängeschild im Schaukasten neben ihrer Stiege hat sie von der Volkshilfe erfahren. „Die Menschen können einmal pro Woche zu uns in die Sprechstunde kommen, und uns ihre Probleme erzählen.“ Der Erstkontakt geschieht über ein Gespräch, anschließend werden Wohnsitz, Einkommen und aktuelle Lebenssituation nachgewiesen, und schließlich wird eine erste Bestandsaufnahme gemacht. „Zu uns kommen Menschen, die Mietrückstände haben, Kredite nicht begleichen können, bis hin zu Delogierungsfällen. Allein In Döbling hat es vergangenes Jahr elf Delogierungsbescheide gegeben“, deckt Thomas Mader auf. In solchen Fällen unterstützt die Volkshilfe die Menschen bei den Verfahren, und begleitet diese auf ihren Amtswegen. Auch die Zusammenarbeit der Volkshilfe mit Inkassobüros wird hier verstärkt forciert. „Viele Menschen tun sich mit diesen bürokratischen Systemen sehr schwer“, erklärt Thomas Mader, „Nur leider suchen die meisten erst dann um Hilfe an, wenn es viel zu spät ist. Die betroffenen Personen schieben ihre Probleme so weit hinaus, dass eine Unterstützung oft unmöglich erscheint.“ Aus Scham trauen sich viele nicht, nach Hilfe zu fragen, aus Angst an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden. Für die Mitarbeiter der Volkshilfe ist es dann sehr aufwendig, Menschen, die im letzten Moment kommen, zu helfen. Oft macht es keinen Unterschied, ob diese Menschen in Österreich geboren sind, oder einen Migrationshintergrund haben. Für alle ist es eine große Hürde, über den eigenen Schatten zu springen, und um Hilfe zu bitten. „Mir ist aufgefallen, dass Menschen aus ehemaligen Ostblockstaaten oder der Türkei sich leichter tun, unsere Hilfe anzunehmen. Diese sind meistens viel vernetzter und können sich untereinander mit Rat und Tat zur Seite stehen, “ stellt Mader fest. 

 

Es kann jeden von uns treffen

 

Oft muss nicht immer Selbstverschuldung der Grund für Armut sein. Wie im Fall von Frau S: Im letzten Monat ist die Gastherme in ihrer Wohnung kaputt gegangen. Der Vermieter muss für die Reparatur aufkommen, falls regelmäßige Wartungen stattgefunden haben. Da ihr Mann vor zwei Jahren seinen Job verloren hat, und die Familie am Existenzminimum lebt, konnten keine 200€ für Wartungsarbeiten der Therme aufgebracht werden. Die Familie muss daher für die Reparaturen selbst aufkommen. „Es braucht nur etwas im eigenen Haushalt geschehen, und Menschen geraten in ein finanzielles Loch. Ihr Einkommen geben sie eins zu eins für Miete, Strom und Gas, Schulden, Lebensmittel etc. aus. Bei einer dreiköpfigen Familie, die von 1300€ im Monat lebt, können keine Rücklagen angespart werden“, stellt Mader fest. Bei Härtefällen vergibt die Volkshilfe auch die sogenannte Soforthilfe. Das ist eine finanzielle Unterstützung, die Menschen vor dem existentiellen Aus bewahrt. Diese Härtefälle werden zuvor genau untersucht, um Missbrauch zu vermeiden. Die Schattenseite der Missbrauchsfälle ist hier sehr groß. „Ein paar wenige machen sich unsere Gutmütigkeit zunutze. Diese Menschen arbeiten hier mit einer Professionalität, die ich so noch nie gesehen habe.“ klärt Thomas Mader auf, „Daher geben wir auch kein Bargeld her! Bei uns bekommen um Hilfe suchende Menschen Lebensmittelgutscheine, damit sie ihre tägliche Ration an Essen für sich selbst oder für ihre Familie abdecken können. Und nur besondere Härtefälle unterstützen wir mit einer Soforthilfe.“

 

Einen solchen Lebensmittel-Gutschein hat auch Frau S. erhalten. Jetzt kann sie zumindest ihre Familie mit einem kleinen Weihnachtsschmaus überraschen. Für einen Truthahn wird es zwar nicht reichen, und Karpfen oder Gänseleberpastete, die ihr Mann so gern hat, wird wahrscheinlich auch nicht auf den Tisch kommen, aber man kann ja alternativ sein. Was schenkt sie nur ihrem Sohn? Eine Playstation, ein iPod oder ein neues Handy geht sich mit dem Geld leider nicht aus, obwohl sie ihm damit bestimmt eine große Freude gemacht hätte. Was soll sie machen? Seinen traurigen Blick könnte sie nicht ertragen, wenn ihr Sohn nichts unter dem Christbaum liegen sieht…

 

Vielen Familien geht es so, wenn sie das Geld für Weihnachtsgeschenke nicht aufbringen können. Besonders Kindern leiden sehr stark darunter. Damit auch diese etwas am Heiligen Abend auspacken können, hat sich die Volkshilfe Döbling etwas Spezielles überlegt. Bei einer Sammelbörse konnten heuer über 100 Spielsachen ersteigert werden. Von Puzzles über Plüschtiere, ferngesteuerte Autos, oder Brettspiele gibt es alles, was das Kinderherz begehrt. Es sind meist Leihgaben von SpenderInnen. Nur das stört die Kinder nicht. „Natürlich bekommen Kinder mit, dass sich ihre Eltern nicht alles leisten können. Für sie gibt es kein Christkind mehr. Dennoch ist das Glitzern in den Kinderaugen, wenn sie dann doch ein Geschenk bekommen, viel größer als bei anderen Kindern, deren Wunschzettel an das Christkind nicht eins zu eins von den Eltern verwirklicht wurde. Hier gibt es große Unterschiede zu den Familien aus gut-bürgerlichen Haushalten. Die Kinder haben eine ganz andere Wertschätzung. Wenn dann nicht die Xbox unter dem Christbaum liegt, ist das ganze Weihnachtsfest für die Hunde. Ich verstehe sowieso nicht, wie man einem 11-jährigen Kind ein 1000€ teures iPad schenken kann!“, wundert sich Thomas Mader.

 

Während der Weihnachtszeit können Familien auf Benefizweihnachtsmärkten der Volkshilfe bummeln und sich nach schönen und leistbaren Weihnachtsgeschenken umschauen. Diese Geschenke sind ebenfalls Leihgaben von Spendern. Neben Kleidung und Spielzeug lassen sich Besonderheiten wie Porzellan-Geschirr, aber auch elektronische Geräte zu günstigen Preisen finden. Ungeliebte Geschenke finden einen Platz bei den Benefizweihnachtsmärkten der Volkshilfe. Zudem verkaufen die Mitarbeiter Weihnachtspackerl, gefüllt mit kleinen Schmankerln, die ihre Beliebtheit bei Jedermann gefunden haben. 

 

Auch am 24.Dezember widmen sich die Bezirksgruppen der Volkshilfe notleidenden Familien. 40 üppig gefüllte Weihnachtspakete mit köstlichen Leckereien werden von der Volkshilfe Döbling an bedürftige Familien verteilt. Familien mit minderjährigen Kindern erhalten ein Zusatzpaket, in dem gesunde Süßigkeiten und kleines Spielzeug enthalten ist. Auch die Familie von Frau S. hat solch ein Weihnachtspaket erhalten. Für ihren Sohn hat sie ein ferngesteuertes rotes Auto gefunden, und ihr Mann bekommt einen tragbaren DVD-Player. Für sie und ihre Familie sind zumindest am Heiligen Abend die täglichen Sorgen und der Kampf um jeden Cent in Vergessenheit geraten. Und auch ihr Sohn glaubt langsam wieder, dass es da draußen ein Christkind gibt, das seine Familie nicht im Stich lässt. 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    barbara (Montag, 04 Dezember 2017 21:45)

    hallo ja das ist so toll wen man so was hört das die volkshilfe aus dem bezirk wo mann wohnt denen auch hilft aber die bei uns im 3 bezirk helfen nicht so sondern mit einem kleinen sackerl und das war es ich war heut dort und habe nichts bekommen aber ich freu mich auch für die fam: was die volkshilfe denen geholfen hat mfg