Smartphone und Computer statt Buch und Zeitung?

Jeder vierte Jugendliche besitzt heute ein Smartphone. Kritiker sehen die Gefahr, dass junge Menschen bei der Digitalisierung der Medien weniger Bücher und Zeitungen lesen wollen. Was ist jedoch an der vermeintlichen "Leseverdrossenheit" der Jugendlichen dran und verlieren Zeitungsverlage zunehmend ihre junge Leserschaft? Die im Dezember 2012 veröffentlichte JIM-Studie gibt Aufschluss darüber, wie es um das Verhältnis zwischen Zeitung und Jugend tatsächlich steht.

 

Trotz des Trends zu digitalen Medien erreichen gedruckte Zeitungen auch 2012 junge Leserschichten noch äußerst nachhaltig. Zu diesem Ergebnis kommt die JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbands Südwest in Deutschland. Laut der Erhebung greifen 41 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und neun Jahren mehrmals wöchentlich zu einer Zeitung aus Papier. Der Prozentsatz steigt mit dem Alter. Bei den 16-17 Jährigen lesen 47 Prozent und bei den 18-19 Jährigen sogar 58 Prozent regelmäßig ein gedrucktes Nachrichtenblatt.

 

Großes Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Zeitung

 

Den Sorgen der Eltern und einigen Kulturpessimisten zum Trotz erfreuen sich klassische Medien besonderer Beliebtheit bei den Jugendlichen.  Damit steht die Nutzung moderner Medien nicht unbedingt im Gegensatz zur Verwendung altbewährter Medien, erklären Forscher. Handys und Smartphones sind zwar technische Alltagsbegleiter, werden aber von Jugendlichen vorranging genutzt, um sich unterwegs laufend über Neuigkeiten in der Community zu informieren. Geht es hingegen um die Glaubwürdigkeit der Informationsquelle, so vertrauen 48 Prozent der jungen Menschen am ehesten der Zeitung. Als Gründe nennen sie vor allem die gute Recherche und Professionalität der Redakteure. Verlässliche Quellen sind den Jugendlichen also besonders wichtig. "Nachrichten sind nicht out, auch wenn das manche in der Vergangenheit gerne vermitteln wollten", erklärte Thomas Langheinrich, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg gegenüber Spiegel Online.

 

Die Zeitung ist längst nicht mehr nur Printausgabe

 

So kann es wohl nicht an der vermeintlichen Leseverdrossenheit der jungen Generation liegen, dass die Lesekompetenz unserer heimischen Schülerinnen und Schüler laut den jüngsten internationalen Studien PIRLS und TIMSS schlecht abschneidet. Für Zeitungsverlage erschließt sich aufgrund dieser Ergebnisse eine wichtige Zielgruppe, die leicht als Stammleserschaft gewonnen werden könnte. Mehr als vier von zehn Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren lesen jede Ausgabe einer Tages-/Wochen- und/oder Sonntagszeitung. Grund dafür ist die Crossmedialität von Zeitungen. Eine Zeitung ist heute längst nicht mehr ihre Printausgabe, sie ist eine Quelle, die neben der gedruckten Fassung auf ganz unterschiedliche Arten genutzt wird: als iPad-App, ePaper, Mobile-Angebot oder eben als Online-Ausgabe. Über  die verschiedenen Zeitungskanäle können Jugendliche optimal erreicht werden.

 

Wenn man Print und Online als Ganzes betrachtet, zeichnet sich die starke Reichweite bei den jungen Lesern zwischen 14 und 29 Jahren ab. Zeitungen erreichen mit ihren Printausgaben (Leser pro Ausgabe) und Online-Auftritten (Nutzer pro Monat) 74,5 Prozent der 14- bis 29-Jährigen (s. Studie zum Zeitungsnutzungsverhalten junger Menschen).  Damit sind Zeitungen bei jungen Menschen ein reichweitenstarkes Medium, unabhängig davon, ob sie nun in Form von gedrucktem Papier oder auf einem beleuchteten Bildschirm konsumiert werden.

 

Internetquellen:

Mpfs  |  JIM-Studie 2012
Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger | Pressemitteilung JIM-Studie 2012

Studie: Zeitung erreicht jugendliche Zielgruppe

Buchreport  |  Leselust dank Twilight und Co.

derstandard.at   |  Bildungstests sollen in Wien in Noten einfließen

Spiegel Online  |  Chatten, lesen, fernsehen

die Zeitungen  |  Zeitungen und Jugendliche

Studie zum Zeitungsnutzungsverhalten junger Menschen

  

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